Geburt und Herkunft

Thomaskirche zur Kirschblütenzeit

Ernst Gerhard Windisch wird am 14. Juni 1895 geboren. Er kommt als uneheliches Kind der als Stickerin tätigen, 27-jährigen Anna Dora Windisch (1867–1946) in Leipzig auf der Moritzstraße 3 zur Welt. Am 28. Juli 1895 wird er in der Thomaskirche, der Wirkungsstätte J.S. Bachs und des Thomanerchores, getauft. Seine Taufpaten sind die Großmutter und seine beiden Onkels mütterlicherseits. So vermeldet das Taufregister der Thomasparochie:

  • Fr. Christian Gottlieb Windisch, Maurerswitwe aus Schilbach,
  • Otto Windisch, Instrumentenfabrikant aus Schilbach,
  • Paul Windisch, Geigenbauer, hier 

Die Mutter von Windisch stammt aus dem vogtländischen Schilbach (jetzt Schöneck). Ihr Bruder Franz Otto Windisch (1866–1935) gründet die Firma OTWIN im Jahre 1886 in Schilbach. Im Jahre 1903 wird eine Filiale in Schöneck eröffnet, welche sich schnell zum Hauptunternehmen entwickelt und mit rund 70 bis 120 Mitarbeitern Streich- und Zupfinstrumente herstellt. Der bereits seit 1898 als Teilhaber tätige Bruder Friedrich Paul Windisch (1876–1955), der den Beruf des Geigenbauers Franz Otto gelernt hat, steigt 1903 in das Geschäft ein. Die Firma besteht bis in DDR-Zeiten – 1973 wird sie allerdings von dem VEB Sinfonia Markneukirchen übernommen.


Eine Anzeige der Musikinstrumentenfabrik Otto Windisch aus dem 1904 erschienenen 'Adress- und Auskunfts-Buch der Stadt Schöneck i. V.', S. 56.

Wann und warum Windischs Mutter Dora nach Leipzig zieht, ist unbekannt. Vielleicht begleitet sie ihren Bruder Paul, der mit 17 Jahren nach Leipzig zieht, um für vier Jahre als Reparateur seine Geigenbauerausbildung fortzusetzen, Musikstudien zu betreiben und seine kaufmännischen Kenntnisse zu vertiefen.
In den Leipziger Adressbüchern wird Dora Windisch immer mit dem Vornamen Theodora geführt und erscheint zum ersten Mal im Jahre 1896 in der Moritzstraße 3 im ersten Geschoss wohnend. Interessanterweise wird ihr Beruf mal als Stickerin und mal als Strickerin angegeben.

Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1896), S. 915.

Bewohner der Moritzstraße 3 im 'Leipziger Adreß-Buch' (1896), S. 202.

Ein Jahr zuvor hat in der selben Etage auf der Moritzstraße 3 der Reisende E. Rothenberg gewohnt - in den Adressbüchern zuvor und danach taucht er nicht mehr auf.

Eintrag 'Rothenberg' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1895), S. 642.

Bewohner der Moritzstraße 3 im 'Leipziger Adreß-Buch' (1895), S. 197.

Stets wird der Vater von Windisch als unbekannt ausgewiesen, außer in dessen Wehrpass aus dem Jahre 1938 – da wird von Gerhard Windisch selbst als Vater ein gewisser Ernst Rotenberg angegeben. Auch der zweite Vorname des Malers – Ernst – spricht für die Vaterschaft Rot(h)enbergs. Leider blieben Recherchen zu weiteren Informationen über Rothenberg (bisher) erfolglos.
Wehrpass Gerhard Windischs vom 23. Februar 1938.


Quellen und weiterführende Links

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