Bearbeiteter Kartenausschnitt aus Baedeker Handbuch, 1892 (Die schwarzen Punkte geben die Wohnstätten Gerhard Windischs in Leipzig an) |
Wie schon im vorigen Post erwähnt, wird Gerhard Windisch in der Moritzstraße 3 in Leipzig geboren. Doch wo liegt die Straße? Gibt es das Geburtshaus noch? Wie lange hat die kleine Familie da gewohnt? Folgender Post soll darüber Aufklärung verschaffen.
Geschichte und Lage der Moritzstraße
Zunächst muss gesagt werden, dass es die Moritzstraße in der Leipziger Westvorstadt nicht mehr gibt. Die Straße besteht noch, allerdings unter dem Namen Manetstraße. Im Zuge der Eingemeindungen gab es in Leipzig mehrere Moritzstraßen, was zu Verwechslungen führte. Darum ist die Straße im Jahre 1985 nach dem Pariser Grafiker und Maler Édouard Manet (1832–1883) benannt worden.
Der zuvor seit 1840 bestehende Name hatte seinen Namensgeber in Christoph Moritz Reichel, dem Sohn des Kaufmannes Erdmann Traugott Reichel (1748–1832), welcher im Jahre 1787 in den Besitz der Apelschen Gärten gekommen war. Die Geschichte der früheren Bebauung dieses Gebietes ist auf dieser Website (LINK) sehr anschaulich dargestellt.
Moritzstraße 3
Moritzstraße 3 wird in den Leipziger Adressbüchern mit der Katasternummer 1677 angegeben. Folgende zwei Ausschnitte aus einem Stadtplan aus dem Leipziger Stadtarchiv zeigen, wo genau sich das Haus befand:Ausschnitt aus Stadtplan Leipzigs (zwischen 1850-1892 entstanden) (Quelle: Stplan Kanitz Nr. 200). |
Die Hausnummer 3 ist demnach das zweite Haus (das erste nach dem Eckhaus) auf der linken Seite von der Weststraße kommend. Auf folgendem Kartenausschnitt ist die Bebauung der Moritzstraße in den 1880er Jahren gut zu erkennen:
Ausschnitt des 'Stadt-Plan von Leipzig in Vogelschaumanier', 1884. |
Folgende Photographie zeigt den Blick in die Moritzstraße von der Weststraße aus gesehen. Leider ist keine Datierung bekannt.
Blick in die Moritzstraße (von Weststraße ausgesehen, im Hintergrund vermutlich Turm der Thomaskirche). |
Die Römisch-Katholische Propsteikirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, welche auf der folgenden Fotographie im Vordergrund zu sehen ist, war als erster katholischer Kirchenneubau in Leipzig seit der Reformation im Jahre 1847 erbaut worden und 1943 durch einen Bombenangriff zerstört. Auch die Moritzstraße war stark in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings scheint Nr. 3 nicht durch die Bombenangriffe zerstört worden zu sein.
Blick vom Rathaus, 1945 (im Vordergrund: Ruine der Katholischen Kirche). |
Aus der selben Perspektive sieht man auf folgendem Ausschnitt die Bebauung um rund 1920:
Blick vom Rathaus, ca. 1920. |
Leider konnte bisher keine Abbildung der Moritzstraße 3 gefunden worden. Heute stehen an dieser Stelle Plattenbauten...
Zeitraum des Verbleibens der Familie Windisch in der Moritzstraße
In den Jahren 1898 bis 1905 ist keine Theodora Windisch in den Leipziger Adressbüchern vermeldet. Erst 1906 taucht sie wieder auf - in der Schulstraße 2, im vierten Geschoss wohnend. Damit beschränkt sich die Zeit in der Moritzstraße 3 wahrscheinlich nur auf die ersten drei Lebensjahre Gerhard Windischs.
Folgender Ausschnitt eines Stadtplans von Leipzig zeigt sowohl die Moritz- als auch die Schulstraße. Gerhard Windisch und seine Mutter wohnten in der Schulstraße also nicht weit entfernt von ihrer früheren Wohnung.
Kartenausschnitt aus Stadtplan, 1928. |
Quellen und weiterführende Links
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1897), S. 945.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1898), S. 991.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1899), S. 1052.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1900), S. 1088.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1901), S. 1126.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1902), S. 1168.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1903), S. 1205.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1904), S. 1251.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1905), S. 703.
- Eintrag 'Windisch' im 'Leipziger Adreß-Buch' (1906), S. 736.
- Karte aus: Baedeker Handbuch für Reisende Nordost-Deutschland - Von der Elbe und der Westgrenze Sachsens an - Nebst Dänemark (1892).
- Stadtplan von Leipzig 1:13.175 (1928).
- Stadt Leipzig, Stadtarchiv: Stplan Kanitz Nr. 200
- Ausschnitt 'Stadt-Plan von Leipzig in Vogelschaumanier' (1884).
- Rohn, Frank (2011): Die Altbebauung im ehemaligen Reichelschen Garten.
- Die katholische Kirche St. Trinitatis und ihre städtebauliche Einbettung.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen